Manchmal erlebt man im Fotografenalltag Situationen, die zu einer kleinen Anekdote werden. Wenn man sehr aufgeschlossen ist, passieren diese Dinge öfter. So auch mal wieder am 14.05.2023, als ich zuerst in der Villa Sohl und im Anschluss im Landschaftspark Duisburg-Nord fotografierte.
In der Villa selbst hatte ich ein Erlebnis der etwas anderen Art: Jeder, der mich kennt weiß, dass ich ein sehr großes Faible für Filme und Serien habe. Man könnte fast sagen, dass ich ein Junkie bin, der ohne seine tägliche Dosis nicht über die Runden kommt. So kam es, dass ich vor einer Ewigkeit die Serie “the Mentalist” angeschaut hatte. In der Serie spielt ein blutiges Smiley eine immer wiederkehrende Rolle, denn ein Serienmörder nutzt dieses Smiley als Erkennungszeichen. Er schmiert es mit dem Blut seiner Opfer an die Wand, so dass es beim Betreten des Tatorts das Erste ist, was man sieht. Ich habe diese Serie bestimmt schon dreimal komplett angeschaut.
Während ich also durch die Villa Sohl stromerte, waren meine Nerven zum zerreißen gespannt. Ich war allein unterwegs (das kleine 1×1 der Lost Places-Fotografen besagt: gehe NIEMALS allein in einen Lost Place!) und musste akribisch auf jeden Schritt achten, den ich tat. Der Untergrund war voller Schutt; es war überhaupt nicht klar, ob der Boden im ersten Stock mich tragen würde. Überall roch es entweder nach Schimmel (ich dankte im Stillen mehr als einmal meiner Maske), nach einem frisch gelöschten Lagerfeuer oder, wie in diesem Fall, nach dem süßlichwiderwärtigen Geruch der Verwesung. Meine Haut kribbelte, die Härchen in meinem Nacken stellten sich bei jedem noch so leisen Geräusch auf. Dann kam ich um eine Ecke und sah mich Auge in Auge mit einem roten Smiley. Meinen Schrei konnte ich nur mit Mühe unterdrücken. Das hysterische Lachen, als ich mich danach dabei ertappte, nach einer Leiche zu suchen, hingegen jedoch nicht. Das Adrenalin kickte übrigens noch später, als ich mit minimal überhöhter Geschwindigkeit über die Autobahn Richtung Neuss flog.
Da ich in Neuss nicht fündig wurde, wollte ich ein Gebäude suchen, das ich schon mehrfach von der Autobahn aus gesehen hatte. Ich wusste nur leider überhaupt nicht wo. Einziger Anhaltspunkt: Ich hatte es jedes Mal gesehen, wenn ich zum oder vom Landschaftspark fuhr. Also fuhr ich wieder einmal nach Duisburg. Ich wollte den LaPaDu lediglich als Start nutzen, kam aber nicht umhin, auch dort wieder Fotos zu machen. An diesem Wochenende fand dort die Photo+Adventure statt. Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, als ich dort ankam. Die Aussteller waren gerade dabei zusammen zu packen und es fand eine geführte Fototour statt, in die ich quasi reinplatzte. Ich suchte mir eine stille Ecke, um nicht zu stören und in Ruhe meine Fotos schießen zu können. Irgendwann wurde der erste Hobbyfotograf auf mich aufmerksam und kam zu mir. Er fragte mich nach meinem Equipment und nach meinem Motiv, wollte den einen oder anderen Tipp von mir. Ich war etwas erstaunt, hatte er doch einen Profi als Guide dabei. Kaum waren wir im Gespräch, war ich regelrecht umringt von Fotografen, die mich bei jedem Handgriff beobachteten. Der Guide und sein Model standen etwas verloren herum und verstanden die Welt nicht mehr. Schließlich verabschiedete ich mich und klinkte mich aus. Irgendwann fiel mir jedoch auf, dass die Hobbyfotografen ihren Guide immer irgendwie in meine Richtung dirigierten, auf Motive zeigten, die ich augenscheinlich gerade fotografiert hatte. Es tat mir etwas leid, dem Guide die Show gestohlen zu haben. Wollte ich doch nur meine Fotos machen.