Erste Hilfe in der Fotografie – Was ist nötig?

Ich weiß nicht, wie oft ich wegen des kleinen Erste Hilfe-Päckchens in meiner Kameratasche belächelt wurde. Immer wieder werde ich darauf angesprochen, warum es mir so wichtig ist, Erste Hilfe leisten zu können – ich gehe doch nur fotografieren.

Das stimmt. Genau genommen bin ich bei einer Fotosession wirklich nur damit beschäftigt, den Auslöser zu betätigen. Aber nehmen wir einmal so eine Fotosession unter die Lupe. Als Beispiel verwende ich hier einfach mal den 23.09.2023. Wir waren in Den Haag und wollten einen tollen Tag am Meer verbringen. Natürlich war die Kamera dabei. Das Wetter sollte durchwachsen werden, Regen und Sonnenschein im Wechsel. Das heißt, wir hatten ständig mit wechselnden Lichtverhältnissen zu tun. Wasser reflektiert zusätzlich, zumal das Meer eher unruhig war. Wir waren ziemlich bepackt, da wir natürlich auch Getränke und Essen dabei hatten. Wer schon mal am Strand entlang gewandert ist, weiß wie stark der Sand z.T. unter den Füßen nachgibt. Es kann sehr anstrengend sein, vor allem wenn einzelne Strandabschnitte durch spielende Hunde, galoppierende Pferde, etc. aufgewühlt sind.

Der Ablauf

Wir wanderten über den Strand, machten einige Fotos und überlegten, wohin uns unser Weg führen sollte. Dafür kletterten wir über ein riesiges Metallrohr, das an einigen Stellen mit Sand zugeschüttet war, um eine Art Brücke oder Übergang zu schaffen. Überall waren tiefe Rillen von LKWs und dergleichen. Ein Beinbruch wäre hier nicht überraschend gewesen.

Schließlich beschlossen wir, zu einer Art Aussichtsplattform von einer Meteorologischen Station zu gehen. Der Weg führte durch ein Naturschutzgebiet, war rutschig und steil. Auch hier hätte zu jeder Zeit irgendwas passieren können.

Oben angekommen genossen wir eine phänomenale Aussicht über den Strand von Scheveningen. Wir hatten einen atemberaubenden Blick auf die Dünen, auf den Strand und zum Pier. Wie schnell vergisst man, dass ein Gitter, das Mauersteine vor dem Einstürzen bewahren soll, scharfe Ecken und Kanten haben kann, während man sich für das perfekte Foto einmal quer darüber legt?

Auf dem Rückweg war das Licht einfach umwerfend. Die Sonne brach sich ihren Weg durch die Wolken, das Wasser war unruhig und schlug angenehm hohe Wellen. Wir ließen es uns beide nicht nehmen und wateten ein Stück hinein. Auf Grund der Flut war das Wasser nicht klar und wir sahen nicht, wohin wir traten. Überall waren potentielle Gefahren durch Muscheln, Scherben, Steine und Quallen.

Wir wanderten barfuß zurück Richtung Pier. Der Sand fühlte sich sehr spannend an, da die oberste Schicht durch die Sonne etwas erwärmt war, die darunter liegende aber kühl und feucht. Irgendwann kamen wir an einen Bereich des Strandes, bei dem meterweit zerbrochene Muscheln im Sand lagen. Es grenzte an ein Wunder, dass wir uns nicht die Fußsohlen zerschnitten haben.

Erste Hilfe – aber wie?

Im Lauf etlicher Jahre geriet ich immer wieder in Situationen, in denen ich mir mitten in der Pampa Verletzungen zugezogen habe. Sei es, dass der Untergrund unter meinen Füßen nachgegeben hat und ich zehn Meter tief eine Böschung hinabkugelte. Oder der Moment, als ich versuchte, mich mit drei Fingern zu halten, während die restlichen zwei Finger die Kamerahand unterstützten und ich abrutschte. Die aufgerissene Haut am Arm begleitete mich über zwei Wochen lang.

Wenn ich auf Fotosession bin, klettere ich über Stock und Stein, kraxle Böschungen hinauf, wate durch Bäche und kleine Flüsse und rutsche auf dem Boden rum. Meine Kleidung sieht danach echt übel aus. Aber die Fotos sind super. Es gibt jedoch nichts Beschisseneres, wenn ich mich gerade im perfekten Licht aufrapple, sehe, dass ich blute und nicht weiterfotografieren kann, weil ich vielleicht doch erst zum Auto zurück muss um mich zu verarzten.

Darum habe ich in den letzten Jahren ein Erste Hilfe-Kit für mich und meine Art der Fotografie zusammengestellt. Es enthält die notwendigsten Hilfsmittel um kleinere Verletzungen so verarzten zu können, dass ich weitermachen kann. Alles, was darüber hinausgeht, sollte sowieso notärztlich versorgt werden und führt einen sofortigen Abbruch der Fotosession mit sich.

Das Erste Hilfe-Kit

Ich habe Dir ein paar Fotos mitgebracht, aus denen ganz gut ersichtlich ist, was sich in meinem Erste Hilfe-Kit so alles befindet. Wichtig ist an dieser Stelle noch: Notfallmedikamente, die Du vielleicht ganz individuell brauchst, sind hier natürlich nicht mit drin.

Erste Hilfe-Kit

Die Tasche vom Erste Hilfe-Kit ist eine ausrangierte Tasche einer kleinen Digicam. Die Kamera gibt es schon lange nicht mehr, aber die Tasche ist von der Größe her perfekt. Sie hat außen ein kleines Reißverschlussfach, in dem ich Pflaster aufbewahre. Innen sind zwei Netzfächer. Darin sind u.A. eine Rettungsdecke (ideal als Unterlage, wenn es mal wieder länger dauert), Dreieckstücher, Mullbinden, Gaze, Klebeband und Handschuhe. Wichtig war mir, dass die Handschuhe latexfrei sind (Latexallergie). Ich habe die originalen Vinylhandschuhe gegen Nitril ausgetauscht, denn letztere haben kein wirkliches Verfallsdatum. Von meinen anderen Hobbys weiß ich außerdem, dass ich mit diesen das bessere Gefühl in den Händen habe. Generell habe ich alle Artikel, die direkt auf die Haut geklebt werden könnten oder dergleichen, gegen sensitive bzw. latexfreie ausgetauscht. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, nutze ich für mein Erste Hilfe-Kit in der Kameratasche gerne die Artikel, die ich aus dem Verbandskasten aus dem Auto ausgewechselt habe. Sie sind nicht per se schlecht, aber dürfen nach Ablauf nicht mehr im Auto mitgeführt werden. Somit muss ich die aussortierten Einzelteile aus dem Verbandskasten nicht entsorgen.

Wenn Du Dir nicht die Mühe machen und selbst ein Kit zusammenstellen möchtest, kann ich Dir das von Deuter empfehlen. Auch bei MediUrs findest Du ein wirklich gut ausgestattetes Kit. Das geht mit einem Tourniquet allerdings schon eine Stufe weiter. Beachte jedoch, dass Du die enthaltenen Handschuhe ggfs. gegen welche austauschen musst, die Deinen Händen passen.

Fazit

Genau genommen nutze ich mein Erste Hilfe-Kit nicht für andere. Da ich meistens allein unterwegs bin, komme ich auch eher selten in den zweifelhaften Genuss, einem Fremden Erste Hilfe leisten zu müssen. Für mich und für kleinere Verletzungen hat sich das Kit bewährt und ich bin mehr als einmal froh gewesen, es zu haben. Mittlerweile haben einige Fotografenkollegen ebenfalls ein Erste Hilfe-Kit in ihren Taschen und das Feedback zeigt: Gute Idee!

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